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Bürgerhaus

Im Interview: Christian Schulte-Loh

„Rees liegt auf halber Strecke zwischen Berlin und London“

„Import Export“ heißt das Soloprogramm, mit dem Christian Schulte-Loh am Donnerstag, 13. November, ab 20 Uhr im Reeser Bürgerhaus auftritt. Kein deutscher Comedian ist international auf so vielen Bühnen unterwegs wie der 1979 in Haltern am See geborene Christian Schulte-Loh. Nachdem er seinen Durchbruch in Großbritannien, dem Mutterland des Humors, geschafft hatte, tourte er durch die Comedy-Clubs in 30 Ländern und sammelt seit Jahren auch in der deutschen Heimat Erfolge im Fernsehen, auf der Bühne und im Buchhandel. Im Interview äußert sich Christian Schulte-Loh über Großbritannien, den Niederrhein und das Bürgerbüro.

 

Sie haben deutschen Humor nach England exportiert. Was importieren Sie jetzt von der Insel auf die Reeser Bühne?

Christian Schulte-Loh: Den deutschen Humor haben die Royals ja schon weit vor mir auf der Insel verbreitet. Der Großteil der Arbeit war somit bereits getan. Im Gegenzug importiere ich nun die leckere britische Kulinarik.

 

Ist der oft beschworene britische Humor wirklich so gut, wie man immer sagt? Und ist der deutsche Humor so schlecht, wie man auch immer sagt?

Schulte-Loh: Der deutsche Humor wird ja bald Weltmarktführer – weil wir aus der Position des unterschätzten Underdogs antreten. Und niemand ist in Großbritannien so beliebt wie eben dieser Underdog.

 

Wie kommen die Engländer mit der Aussprache Ihres Familiennamens Schulte-Loh klar? Welche Varianten kommen Ihnen zu Ohren?

Schulte-Loh: Die besten Versionen bisher sind die militärische Variante (Shoot a lot) sowie die Miniatur-Version: Shoulder-Low. Das ist doppelt lustig, weil ich zwei Meter groß bin; in England übrigens 6 Fuß und 7 Inches – was noch größer klingt, wie ich finde.

 

Blättert man in den gängigen Nachschlagewerken der Onomastik, dann stammen Namen wie Schulte und Schulze vom Mittellateinischen „scultetus“ ab, was übersetzt bedeutet: „der Beamte, der Pflichten befiehlt“. Inwieweit spiegelt das Ihren Charakter wider?

Schulte-Loh: Diese Frage kann ich Ihnen erst beim nächsten Termin beantworten, den Sie über das Bürgerbüro online beantragen können. Mit Glück in sechs Wochen.

 

Welche Führungspersönlichkeiten hat der Stammbaum der Schulte-Lohs in den letzten Jahrhunderten hervorgebracht?

Schulte-Loh: Leider noch keine Royals, aber diverse starke Persönlichkeiten. Vor allem die Frauen in der Familie! Die Schulte-Lohs leben schon immer die Idee des Matriarchats.

 

Haben Sie auf britischen Bühnen schon mal einen Spruch von Otto Waalkes, Heinz Erhardt oder Jürgen von Manger gebracht – und behauptet, der Gag wäre von Ihnen?

Schulte-Loh: Glücklicherweise habe ich eigene Ideen – wenn sie natürlich auch niemals mit Heinz Erhardt mithalten können. Nicht zuletzt, weil ich keine Ahnung von Versmaß und Reim habe. Ich sage aber tatsächlich beim Soundcheck jeden Abend Heinz Erhardt-Gedichte auf. Ein ganz Großer!

 

Wie haben die drei genannten Herren Ihren Humor und Ihren Berufswunsch schon in der Kindheit geprägt?

Schulte-Loh: Das waren die Schallplatten meiner Eltern. Die Segnung des Analog-Zeitalters.

 

Wir Niederrheiner sind stolz auf „unseren“ Hanns Dieter Hüsch. Hat er ebenfalls
Einfluss auf Ihr Humorverständnis nehmen können?

Schulte-Loh: Auf jeden Fall. Ich habe ihn oft im Fernsehen erlebt als Kind und Jugendlicher. Genau wie Loriot. Aber auch sogenannten Blödel-Humor wie zum Beispiel von Mike Krüger. Mir hat schon damals die Palette gefallen, auf der sich Komik bewegt. Und schnell wurde mir klar: Was vermeintlich „blöd“ daherkommt, ist oft das Schwierigste und Klügste. Das ist wohl der deutsche Ansatz beim Humor: Analysieren und Interpretieren. Können die Briten aber auch. 

 

Sie pendeln zwischen London und Berlin. Ist da ein Auftritt in der Reeser Niederrhein-Provinz nicht schlecht fürs Image?

Schulte-Loh: Auf gar keinen Fall! Zumal ein Auftritt in Rees nur logisch ist: Der Ort liegt nahezu exakt auf halber Strecke zwischen Berlin und London. Also genau in der Schnittmenge der beiden Humorstile.

 

In Großbritannien sind Sie schon erfolgreich. Was muss passieren, damit der „German Comedian“ auch noch den großen Sprung in die USA schafft?

Schulte-Loh: Das lasse ich lieber. Die Amerikaner haben schon genug Probleme!

 

Leider verleiht Rees noch keinen eigenen Comedy-Preis. Wenn der mal kommt:
Welchen hätten Sie gern?

Schulte-Loh: Humor wird durch Lachen belohnt, nicht durch Preise. Ich plädiere also eindeutig dafür, Rees weiter als Comedypreis-freie Zone zu belassen. Lachen ohne Druck. Preise gehören in den Supermarkt. Und da stressen sie uns ja mittlerweile schon genug. 

 

INFO

Karten sind zum Preis von 25,75 Euro unter anderem in der Touristeninformation am Reeser Markt, im Avon Lädchen in Millingen, im Emmericher Theaterbüro und im TIK Kalkar sowie unter www.reservix.de erhältlich.