REES. „Hochwasser am Niederrhein“ ist der dritte und letzte Band, mit dem Peter von Bein seine Trilogie „Spuren am Fluss“ vollendet. Nach seinen Büchern über die Treidelschifffahrt (2022) und Myriametersteine (2023) widmet sich der Gründer und ehemalige Leiter des Deichdorfmuseums Bislich nun den bis heute sichtbaren Zeichen von Überflutungen und Eisgängen des Rheins in früheren Jahrhunderten. Dafür untersuchte er „Hochwassermarken, Pegelstände und andere Zeugnisse großer Überschwemmungen“ – so lautet auch der Untertitel des Buches, das ab sofort zum Preis von 15 Euro erhältlich ist, unter anderem in der Touristeninformation am Reeser Markt.
Dass der Bislicher Peter von Bein zum dritten Mal in Folge die Stadtbücherei Rees auswählte, um ein Niederrhein-Buch der Öffentlichkeit vorzustellen, hat gute Gründe: „Weil Rees so viel zu bieten hat“, sagt der Autor und verweist auf die Vielzahl von Hochwassermarken, Gedenktafeln und Pegellatten, die beim Bummeln über die Reeser Rheinpromenade sofort ins Auge fallen. In anderen Orten, zwischen Duisburg und Emmerich, musste er nicht selten Zutritt in private Gärten erbitten, Efeu von Mauern zupfen oder sich durch halbe Nachbarschaften fragen, bis er eine Hochwassermarke finden konnte – sofern diese nicht schon bei Abriss- oder Neubaumaßnahmen entfernt worden war.
Das wichtigste Hilfsmittel war eine Liste aus dem Landesarchiv. Seit dem 19. Jahrhundert hatte das Wasser- und Schifffahrtsamt sehr genau Buch geführt, wo überall schmiede- oder gusseiserne Marken an vergangene Hochwasserereignisse erinnerten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde diese Liste aktualisiert und kam immerhin noch auf 139 Marken. „Davon sind heute nur noch 55 vorhanden“, erklärt Peter von Bein die Ausbeute seiner jahrelangen Recherchen, die fotografisch von Werner Reichardt dokumentiert wurden.
Dennoch hat das Buch mehr als 200 Seiten: Denn der Autor unterfüttert die Hochwassermarken, die sich oft auf wenige Worte oder auch nur auf eine Jahreszahl beschränken, mit Presseartikeln und Zeitzeugenberichten über die Naturereignisse, die ganze Existenzen auslöschen konnten. „Heute sind bei einem Dammbruch der Deichverband, das technische Hilfswerk oder die Bundeswehr zur Stelle, aber früher musste man bei Fackelschein mit Pferdekarren und Spaten versuchen, den Deich notdürftig abzudichten“, erklärt Peter von Bein.
Auch die Warntechnik steckte noch in den Kinderschuhen: „Oft läuteten die Kirchenglocken in einem bestimmten Rhythmus, wenn ein Deichbruch drohte. Oder man feuerte in Wesel mit Kanonen, um die Menschen rheinabwärts in Rees und Emmerich zu warnen: Rettet Euch! Bald ist das Wasser bei Euch!“
Es ist kein Zufall, dass Peter von Bein sein neues Buch zum Jahreswechsel 2025/26 veröffentlicht: „Im Januar jährt sich das Jahrhunderthochwasser von 1925/26 zum 100. Mal.“ Mit seinen Berichten möchte er auch daran erinnern, dass sich vergleichbare Katastrophen jederzeit wiederholen können, auch wenn das Hochwasser des Rheins heute vielfach nur noch als Touristenattraktion betrachtet wird.
Der Bau der steinernen Stadtmauer in Rees ab 1289 beweist, wie früh die Menschen am Niederrhein versuchten, Herr über den Rhein zu werden. Auch Deiche und Warften sind Zeugen einer von Menschenhand geformten Kulturlandschaft. „Durch die Besiedelung der Flussauen mit Wohnhäusern, Industriebetrieben und öffentlichen Einrichtungen wurden Werte geschaffen, die es nun gegen Überschwemmungen zu schützen gilt“, schreibt Peter von Bein im Vorwort seines Buches, in dem auch Reeser Ortsteile wie Bienen, Grietherbusch, Reeserward und Mehr (mit dem Deichmahnmal von Dieter von Levetzow) sowie Emmerich und weitere Nachbarstädte mit vielen Fotos vertreten sind.
Nach dem Abschluss seiner Trilogie „Spurensuche am Niederrhein“ bleibt Peter von Bein der Stadt Rees auch langfristig treu: Aktuell recherchiert er für eine Ausstellung über die Reeser Molkereien, die im November 2026 im Koenraad Bosman Museum eröffnet wird. Drei Jahre zuvor war dort die Ausstellung über Reeser Ziegeleien zu sehen, die ebenfalls auf Peter von Beins Forschungen und Exponaten basierte.

Infoboox
Am Mittwoch, 14. Januar 2026, ist Peter von Bein Gastreferent bei einem Hochwasser-Vortragsabend des Reeser Geschichtsvereins im Reeser Bürgerhaus. Beginn ist um 19 Uhr, der Eintritt ist frei. Anfang Februar 2026 stellt er auch bei einem Hochwasser-Themenabend von Liemers Niederrhein in den Niederlanden sein aktuelles Buch vor. Außer in der Reeser Touristeninformation sind alle drei Bände der „Spurensuche am Niederrhein“ auch direkt beim Autor erhältlich: petervonbein@gmx.de <mailto:petervonbein@gmx.de>

