Mut gemacht im Bürgerhaus

REES. Gleich zu Beginn ihrer Lesung gestand Steffi Neu, dass sie zu Rees eine besondere Beziehung hätte. Denn aufgrund der Kommunikation des Gymnasiums Kalkar mit dem Gymnasium Aspel habe ihr Englisch-Leistungskurs in Rees stattgefunden.

Die bekannte Radiomoderatorin Steffi Neu stellte ihr Buch „Meine Mutmacher“ im Reeser Bürgerhaus vor. Es sei eine Sammlung von Aufsätzen, die auf Interviews beruhen. „Hätte ich einen Roman über 220 Seiten entwerfen sollen, dann wäre das kein Roman, sondern ein Wimmelbuch geworden“, gab Steffi Neu schmunzelnd zu.

Entstanden sei das Buch während der Corona-Pandemie, als Begegnungen eingeschränkt worden waren. Damals hätte sie die Idee gehabt, einen Podcast zu veröffentlichen, in dem sie mit Menschen über Schicksalsschläge spricht. Über 40 dieser Beiträge gingen auf Sendung und die zehn Meistgehörten habe sie als Grundlage für ihr Buch genommen.

Worum ging es in den Folgen dieses Podcast? Es ging um Menschen, denen der Boden unter den Füßen weggezogen wurde, die einfach nur Pech hatten oder auch eine Sache nicht zu Ende gedacht haben. Menschen, die mehr Geld ausgaben, als sie zur Verfügung hatten, Menschen, die in die Fänge einer Sekte gerieten, Menschen, die ihr Vertrauen an Heiratsschwindler schenkten, Menschen, deren Kinder mit Krankheiten zur Welt kamen. Von einigen dieser Schicksale erzählte Steffi Neu in Rees. Angefangen bei Elke Spörkel, die als Pfarrer in Haldern tätig war und die dann Ablehnung erfuhr, als sie bekannte, sich eigentlich als Frau anstatt als Mann zu fühlen. „Drei Themen bewegen die Leute am meisten“, hatte Steffi Neu herausgefunden: Alkohol, Demenz und Depressionen. Entsprechend erzählte die Autorin ausführlich von den Männern und Frauen, die mit ihr über diese drei Schicksalsschläge gesprochen haben. Dabei schaffte Steffi Neu es immer wieder, Pointen einzubauen und so für Heiterkeit im Publikum zu sorgen. „Humor ist das Beste, um mit Demenz umzugehen“, verriet sie dazu.

All ihren Geschichten haben eine Sache gemeinsam: die Erzählerinnen und Erzähler haben gelernt, mit den Schicksalsschlägen umzugehen und ihr Leben weiterzuleben. Sie sind damit zu Mutmachern geworden für andere, die vielleicht noch mit ihrem Schicksal hadern. Wie sehr diese Lebensbeichten Mut machten und wie gut die Erzählungen von Steffi Neu ankamen, zeigte sich am Ende der Lesung, als die über 300 Besucher spontan aufstanden und sich mit anhaltenden Ovationen bei ihr für diesen Abend bedankten.